Ein Kürbis
schwer in Mode
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Halloween verdrängt christliche
Gedenk-Riten -
Aber wohl nur vorübergehend
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Das Gruselfest Halloween hat nach Einschätzung des
evangelischen Kirchenrats Markus Lautenschlager in der öffentlichen
Wahrnehmung dem Reformationsfeiertag den Rang abgelaufen. "Das Besinnen
auf positive Inhalte ist zu unspektakulär", sagte Lautenschlager.
Die Aussage ist insofern erstaunlich, als Halloween in Deutschland noch
gar nicht so lange begangen wird. |
Kinderfreuden statt Gruselleiden: Halloween
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Die größte Beere der
Welt |
Beim Feiern versteht manch ein Karnevalist keinen Spaß.
Tradition ist heilig, und da die Bräuche zu Fastnacht Jahrhunderte
alt sind, wacht der Bund Deutscher Karneval (BDK) mit Argusaugen über
sie. |
Symbolhafte Gemeinschaftserlebnisse |
Den strengen Regeln zufolge beginnt die Fastnachtszeit
am 11. November punkt 11.11 Uhr - Pech für die wachsende Schar der
Halloween-Fans. Wer bereits in der Nacht zum 1. November für das amerikanische
Gruselfest sein Narrenkostüm auspackt, gleichzeitig aber zu den etwa
2,5 Millionen BDK-Mitgliedern zählt, dem droht eine Abmahnung. Als
"Auswuchs des närrischen Treibens" bezeichnet das Vereinspräsidium
Halloween. Trotzdem wird Halloween immer beliebter. |
In der Küche zu Halloween
* Menü des Grauens
* Kürbismousse auf Vanillejoghurt
* Fruchtiges zu Halloween
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Dass Bekanntheit und Akzeptanz von Partys und Feiern
wie Halloween, Berlins "Karneval der Kulturen" oder der Walpurgisnacht
zum 1. Mai stetig steigen, ist für Volkskundler und Trendforscher
kein Wunder. Moderne, "symbolhafte Gemeinschaftserlebnisse" sind den Experten
zufolge immer wichtiger - und zwar frei von Ideologie oder Religion. "In
unseren schnelllebigen Zeiten lieben wir neue Rhythmen und Kulte, die das
Jahr strukturieren", sagt Andreas Steinle vom Zukunftsinstitut des Trendforschers
Matthias Horx. |
Luther und Trauer werden verdrängt |
Bei dem Gruselfest machen in der Nacht vom 31. Oktober
auf den 1. November fratzenhafte Kürbisköpfe, Vampire, Gespenster
und Monster Marke Frankenstein die Gegend unsicher und bevölkern Diskos
und Partykeller. Kinder ziehen von Haus zu Haus, den Spruch "Süßes
oder Streiche" oder auch "Süßes oder Saures" auf den Lippen.
Zusehends verdrängt der Spuk den 31. Oktober als Reformationstag sowie
die Allerheiligen- und Allerseelen-Bräuche am 1. und 2. November,
die der Besinnung und des Gedenkens an die Toten und Heiliggesprochenen
dienen. |
Infobox |
Schrecken zu
Halloween |
Zu Halloween
1938 wurde von CBS das Hörspiel
Es führte zu Panikreaktionen
beim Publikum, weil viele diese Sendung über die Landung aggressiver
Außerirdischer auf der Erde für nichtfiktional hielten. |
Halloween ist ein Re-Import aus Europa. So soll das Wort
von "all hallows eve" (Vorabend von Allerheiligen) abgeleitet und der Brauch
von irischen Einwanderern in die USA importiert worden sein. Ursprung ist
das Samhain-Fest der Kelten, die am 1. November den Sommer verabschiedeten
und die Toten mit Feuern und Masken zu besänftigen suchten. "Halloween
bedient ganz ursprüngliche Bedürfnisse des Menschen, zum Beispiel,
sich zu verkleiden und mit Angst und Grusel zu spielen", erklärt Trendforscher
Steinle. |
Leichenblasser Re-Import |
Vor gut zehn Jahren begann der Kult seinen Weg zurück
auf den "Alten Kontinent" zu finden. Jugendliche Partygänger von Paris
bis Berlin schätzten die Nähe zur amerikanischen Populärkultur
und die Gelegenheit, grell, leichenblass oder blutrot geschminkt zu feiern.
"Halloween kann von den Jüngeren neu erschlossen werden", sagt Steinle.
"Karneval ist von den Vereinen der Großeltern geprägt". |
Infobox |
Trick or Treat
gegen Süßes oder Saures |
Die europäische
Variante von Halloween hat eher fröhlichen Charakter, weniger jenen
gruseligen jenseits des Atlantiks. Während in den USA zum Beispiel
auch Schulklassenzimmer mit Hexenmotiven oder Rathausvorplätze mit
Jack O'Lanterns (ausgehölten und mit Fratzen versehenen Kürbissen)
geschmückt werden, bleibt der Halloween-Schmuck in Europa eher in
Geschäften oder privaten Räumen. Erst nach und nach breitet er
sich in Gärten und auf Balkone aus. |
Hinzu kommt die Lust am Spirituellen: Einer Umfrage des
Meinungsforschungsinstituts Emnid zufolge glauben gut 40 Prozent der Deutschen,
dass in ihrem Leben geheime, magische Kräfte wirken. "Wir sind als
säkularisierte Gesellschaft fasziniert vom Mystischen und Übernatürlichen",
sagt Historikerin Petra Dolata-Kreutzkamp von der Freien Universität
in Berlin. "Kombiniert mit der Lust am Horror bietet Halloween einen Ausbruch
aus dem Alltag, zurück in eine frühere, dunkle Welt." |
Heute so, morgen so |
Ist die Nacht auf den 1. November damit fest für
Halloween gebucht? Zumindest Zweifel sind erlaubt, Feiermoden kommen und
gehen. Wie das Beispiel der Love Parade zeigt. Die Gefahr für Halloween
liegt nach Worten von Dolata-Kreutzkamp in dem gewalttätigen Potenzial
der Feiern. In den USA arte das Fest mitunter in Randale und Vandalismus
aus. "Sollte dies vermehrt auch in Deutschland passieren, könnte es
dem Ruf von Halloween sehr schaden." |
Kirchenspaltung statt Kürbis
* Protestanten feiern Reformationstag
* Stichwort: Reformationstag
* Stichwort: Martin Luther
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Von Vandalismus will die Polizei zwar nicht sprechen,
doch haben spukende Jugendliche in den vergangenen Jahren den Haustür-Spruch
"Süßes oder Saures" regelmäßig übertrieben,
Briefkästen angezündet, Autos und Hauswände mit Eier beworfen.
In Mönchengladbach wurde sogar ein Friedhof verwüstet. "Das ist
aber eher eine Folge sozialer Spannungen", glaubt Steinle. Die Menschen
seien klug genug, zu sehen, dass Halloween hierbei missbraucht werde und
das Fest nicht kollektiv verteufelt werden dürfe. |
von Dorothée
Junkers, dpa 31.10.2006
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